Wie schätzen Sie den Bedarf an Beratungs- und Unterstützungsleistungen für Pflegeeltern ein – insbesondere für Pflegeeltern von Pflegekindern mit Behinderungen?

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Pflegeeltern sollten Beratung und Unterstützung jeder Art erhalten. Abhängig von den biografischen bzw. gesundheitlichen Belastungen des Pflegekindes müssen Bedarfe ermittelt und Zugänge zu den passenden Leistungen hergestellt werden. Die Jugendhilfe hat eine Lotsenfunktion im Dschungel der Sozialgesetzbücher. Falls Inklusion ernst gemeint ist, sollte es EINE Anlaufstelle für die verschiedenen Leistungsarten geben, nicht 10 verschiedene, die jeweils einen Negativbescheid der anderen Behörde oder Krankenkasse anfragen. Der Verschiebebahnhof der Sozialleistungsträger findet schon viel zu lange auf dem Rücken von Pflegeeltern und Pflegekindern statt.

Dem Begriff 'Verschiebebahnhof' schließe ich mich an. Im Einzelfall ist es unendlich mühsam, die Leistungen, die ein behindertes Pflegekind benötigt, zu organisieren. Es ist wünschenswert, die Pflegeeltern von solchen organisatorischen Notwendigkeiten zu entlasten.
Allgemein zum Thema Beratung: Der bedarf ist so unterschiedlich wie die Pflegeeltern und Pflegekinder. In jedem Fall bedarf es aber umfänglich geschulten Personals ( ich denke da z.B. an fundiertes Wissen über Entwicklungspsychologie, Bindungsforschung, Trauma, FASD, Biografiearbeit,) um Pflegeeltern umfassend beraten zu können.

Ich schließe mich als Betroffene dem Verschiebebahnhof auch an.
Gerade, wenn man Inklusion will, ist noch einiges mehr an Anträgen und Eigenleistung erforderlich (z.B. Schulbegleiter, Schulwahl, "Beförderung"....),
deren Durchsetzung schwierig ist und jährlich durchgekämpft werden muss.
Wenn solche Dinge einfach selbstverständlicher genehmigt würden, könnten die Pflegeeltern die dafür benötigte Zeit und Nerven für ihre Kinder aufbringen.

Professionell arbeiten als Laien! Pflegestellen nach § 33 SGB VIII sollten die gleichen Unterstützungen zuteil werden wie sogenannten Erziehungsstellen nach 34 SGB VIII wie Finanzen, Supervision, Fortbildung, Einbindung in ein Team, Fachberatung usw. Es ist ein Unding, dass engagierte Bürger mit herausfordernden Kindern, Jugendlichen und ihren Ursprungssystemen überwiegend sich selbst überlassen sind. Weil es zu wenige Erziehungsstellen mit Fachkräften gibt, landen immer wieder schwierige "Fälle" in Haushalten von Laien. Der Gesetzgeber sollte die Entwicklung der Praxis beachten und die Schwelle zur Aufnahme in den eigenen Lebensraum nicht zu hoch hängen, damit Kinder alternative, positive Lebensformen erleben können und die Pflegeeltern wie Erziehungsstellen gleicherweise stärken und unterstützen. Eine Einbindung beider Angebotsformen in freie Träger der Jugendhilfe stellen professionelles Arbeiten sicher.

Ich schließe mich der Position von Frau Lobit an!

2. Die Begleitung von Pflegeeltern ist bundesweit sehr unterschiedlich. Das liegt einerseits am individuellen Beratungsbedarf der Pflegefamilie, ihrem sozialen Netzwerk – welches oft Unterstützungsleistungen hat – und an den kommunalen Möglichkeiten. Als Bundesverband der Pflege und Adoptivfamilien erleben wir es leider öfters, dass es Kommunen gibt, da kennen die Pflegeeltern nicht ihren betreuenden Fachdienst, da der eh nur einmal im Jahr kommt und dann jedes Mal eine andere Fachkraft.
Gleichzeitig gibt es Fachdienst, die für ihre Pflegeeltern ein gutes Angebot bereitstellen.
Pflegefamilien, die ein behindertes Kind in ihre Familie aufgenommen haben, brauchen in der Beratung einen Netzwerkmanager, der ihnen hilft Zugang zu den speziellen Fachberatungen und Pflege- bzw. Therapieleistungen zu bekommen. Speziell bei Kindern mit einem hohen Bedarf in der Gesundheitsfürsorge sollte dieser Bereich auch an die Pflegeperson übertragen werden.
Teil 2 folgt

Teil 2:
Oft erleben wir auch große Unsicherheiten, welche sozialen und therapeutischen Leistungen von den Pflegepersonen beantragt werden können. Die Menschen, die unmittelbar mit einem behinderten jungen Menschen zusammenleben können oft besser einschätzen, wo zusätzlicher Hilfebedarf besteht als eine Person, die den behinderten jungen Menschen einmal in der Woche oder sogar nur einmal im Monat sieht.

Das sehe ich unbedingt genauso, jemand der nur mal für eine Stunde vorbeikommt, kann den Hilfebedarf nicht sehen. Da ist mindestens ein Tagesablauf erforderlich.
Umso mehr sollte den Menschen, die mit dem Hilfbedürftigen zusammenleben, auf Augenhöhe begegnet und vertraut werden. Sie sollen gehört und mit dem, was sie brauchen, versorgt werden.

Pflg.elt. leisten eine engagierte Jugendhilfearbeit, indem sie Kinder mit traumatischen Erfahrungen und individuellen psychischen Überlebensstrategien in ihre Familien aufnehmen. Eine Herausforderung ist, dass Pflg.elt. sowohl Teil eines Hilfesystems sind als auch Teil ihres eigenen Familiensystems, das zum Hilfesystem wurde. Auch Pflg.elt. können als päd. Laien aus unterschiedlichen Gründen, die in dem Bedarf des Pflg.kd. oder der eigenen Fam.situation liegen, an eine Grenze kommen und benötigen grundsätzlich eine engmaschige Unterstützung. Dazu gehört eine qualifizierte Vorbereitung auf die Aufnahme eines fremden Kindes, welche die Haltung der Herkunftsfamilie ggü. einbezieht . Nach d. Aufnahme eines Pfl.kd. bedarf es einer qualitativen Begleitung der Pflg.fam. u. der leibl. Eltern, welche die Reflexion v. Gefühlen strukturell mit berücksichtigt, gegenseitiges Verständnis fördert und häufig ambivalente Erlebensweisen d. Kindes berücksichtigt. Pfg.elt. behd. Kind. brauchen Lotsen!

Erziehungsstellen nach § 34 SGB VIII bei guten Trägern haben in der Regel trägereigene Fachberatungskräfte im Schlüssel 1:12 bis 1:15 . Sie haben regelmäßig Supervision und Fortbildung (als Pflichtaufgabe). Das ermöglicht eine sehr gute Beratung von Erziehungsstellen Eltern. So etwas könnte auch Vorbild für die Beratung von § 33er Pflegefamilien sein.

Der Bedarf ist sehr hoch, da wir hier ja kein Fachpersonal haben. Diese Menschen leisten einen enormen Beitrag und setzen sich mit Trauma, Bindung und ähnlichem auseinander. Auch die Konflikte die entstehen von seitens der Herkunftseltern und der Kinder sind oft ohne Hilfe nicht aufzulösen. Man muss die Pflegeeltern zudem gut vorbereiten und fortwährend unterstützen.

Pflegefamilien sind in erster Linie Familie, die Pflegeeltern sind in der Regel keine professionellen Fachkräfte, sollen sie auch nicht sein. Bindung anzubieten ist die vorrangige Idee dieses Hilfekonstruktes. Und dies ist auch nachweislich der entscheidendste Faktor für gelingende Betreuungen in Pflegefamilien. Damit ist Beratung zeitnah, niedrigschwellig und qualifiziert zwingend notwendig. Pflegeeltern sollten durch ihre Fachkraft vom Pflegekinderdienst eine vertrauensvolle kompetente Beratung erfahren. Dies ist aber nur möglich, wenn der Personalschlüssel auf die Anzahl der zu betreuenden Pflegekinder festgelegt wird. Hier wäre ein rechtlicher Rahmen für die Praxis sehr hilfreich. Darüber hinaus braucht es aber ebenso fachspezifische Berater - Traumatisierung, Behinderung, Schädigung durch Drogen in der Schwangerschaft sind hier beispielhaft die Themen. Es braucht keine Professionalisierung der Pflegeeltern sondern eine Qualifizierung der Pflegekinderdienste.

Aber es braucht eine weitaus bessere Bezahlung der Pflegeeltern bei den Leistungen, die sie als Laien zu erbringen haben. Die Bindung, die die Entwicklung der Kinder fördern soll, bringt die Pflegeeltern häufig an die Grenzen ihrer seelischen Möglichkeiten. Sie müssen einerseits durch den Pflegekinderdienst, zweitens ggf. durch therapeutische Fachkräfte, aber auch durch eine gesellschaftliche Anerkennung, die sich im Geld ausdrückt, gestützt werden.

Ich sehe das ähnlich wie meine Vorgängerin. Es braucht nicht ständige Beratung sondern tatsächliche Unterstützung. Mit Geld kann man sich z.B. einen guten Anwalt leisten, wenn man etwas für das Kind durchsetzen will oder jemanden anstellen, der einem bei der Betreuung hilft oder sich und der Familie mal was Gutes tun.
Beratung kann auch dazu führen, dass man sich überfordert fühlt. Ein Berater, der selbst was in die Hand nimmt und sich bei Kostenträgern einsetzt oder mit dem Kind redet oder was untenimmt, kann entlastend sein.
Beratung ist gut aber praktische Hilfe auch.

Es ist ja bereits gesetzlich verankert. Jede Pflegefamilie sollte, egal welches Kind sie aufnimmt, soviel Beratung erhalten, wie aus Sicht der Pflegefamilie erforderlich ist um die Unterbringung zu stabilisieren.
Unterstützungsleistungen sollten die Arbeit der Pflegefamilien und die optimale Förderung der Kinder gewährleisten. Es sollte klare Beihilferegelungen geben, die transparent für die Pflegefamilien sind und darüber hinaus für besondere Situationen die Möglichkeit einmalige Beihilfen zu beantragen.

Es sollte endlich damit aufgehört wird, den Pflegefamilien vorzuwerfen, dass sie sich an den materiellen Beihilfen bereichern.

Ich glaube, es wäre grundsätzlich hilfreich für die Rollenklarheit, wenn die PflegeKINDERdienste in PflegeELTERNdienste umbenannt würden.
Mir scheint , dass die PKD unglaubliche "Spagatleistungen" vollbringen müssen, weil sie zwischen Pflegeeltern, Pflegekindern, Herkunftseltern und ASD vermitteln müssen.

Die Unterstützungsangebote sowie die Information, welche Unterstützungsmöglichkeiten überhaupt zur Verfügung stehen, sind sehr unterschiedlich u für Pflegeeltern schwer zu überschauen. Häufig ist bei Aufnahme eines Pflegekindes der Förderbedarf des Kindes (V.a. FASD) nicht klar, erhalten die potentiellen Pflegeeltern vorab wenig Informationen, mit welchen Entwicklungsschwierigkeiten/-störungen gerechnet werden sollte, insbesondere wenn es sich um Säuglinge/Kleinkinder handelt. Hier werden oft die Auswirkungen des Schwangerschaftsverlaufs, möglichen Drogenkonsums, familiärer Vorbelastung etc. unterschätzt u es ist eine frühzeitige Sensibilisierung der Pfegeeltern wünschenswert um zeitnah bei beobachteten Auffälligkeiten sich an die passenden Stellen (SPZ, KJP) zu wenden. Hierdruch könnte den Pflegekindern ein erneuter Wechsel der Pflegefamilie u somit wieder ein Bindungsabbruch erspart werden, da die Pflegeeltern die von einem "gesunden" Pflegekind ausgingen sich alleingelasse fühlen.

Pflegeeltern, besonders mit Pflegekindern mit Behinderung benötigen definitiv eine regelmäßige (monatliche) und unabhängige Fachberatung, Begleitung bei HPGs, regelmäßige Supervision und Zugang/ Verpflichtung zu Fortbildung. Sie benötigen ein gutes stützendes Umfeld und Austausch mit anderen Pflegeeltern.

Der Bedarf an Beratung der Pflegefamilie ist sehr unterschiedlich, manche kommen ohne Beratung zu Recht, bei anderen ist der Bedarf hoch - die Beratung muss passen. Mitarbeiter der Jugendämter haben hier nur selten pädagogische Kompetenzen, können eher bei der Auswahl der Berater/in unterstützen als selbst beraten.
Johannes Rupp, Pflegevater

Beratung, Begleitung, Unterstützung und Vernetzung sind unbedingt nötig insbesondere bei Kindern/ Jugendlichen mit besonderen Schwierigkeiten auf Grundlage des Hilfebedarfes (inklusive Möglichkeiten des Zugangs zu besonderen Leistungen).

Pflegeeltern stehen in einem Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch, dem Pflegekind eine Familie mit Bindungen etc. zu bieten, auf der anderen Seite aber im Regelfall auch die Bindung zu den leiblichen Eltern zu ermöglichen. Dies kann nicht nur bei den Pflegekindern zu Loyalitätskonflikten führen, sondern auch die Pflegeeltern besonders herausfordern. Hier sind entsprechende Beratungsansätze eine wichtige Unterstützung.

Pflegeeltern beklagen sich oft, dass sie unzureichend über den Entwicklungsstand/Behinderungen/psychische Erkrankungen der Pflegekinder im Vorfeld informiert oder aufgeklärt worden sind. Es erscheint daher sinnvoll, neben einer gründlichen medizinischen Abklärung im Rahmen der Hilfeplanung bei Bedarf auch eine Diagnostik hinsichtlich des Entwicklungsstands oder vorhandener psychischer Störungen vor der Vermittlung in eine Pflegefamilien zu veranlassen und deren Ergebnisse in entsprechende Beratungsformate mit der aufnehmenden Familien zu integrieren.

Als Einzelvormundin von Kindern u. Jugendlichen, die in Vollzeitpflegefamilien leben, nehme ich den hohen Bedarf von Pflegeeltern wahr: an Information (zu schädigenden lebensgeschichtlichen, insb. traumatisierenden Erfahrungen des Kindes, Miterleben häuslicher Gewalt, sucht- oder psychisch kranken Herkunftseltern etc.), Beratung (bei Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen u. -defiziten, ggf. seelischer Behinderung iSd § 35a SGB VIII), fachlicher Begleitung (insb. in Krisensituationen), Austausch u. Unterstützung hinsichtl. Besuchsregelungen mit Herkunftseltern(teilen), die sich am Wohl des Kindes orientieren. Auf den Bedarf von Pflegeeltern reagieren die jeweils zuständigen Fachkräfte des PKD qualitativ völlig unterschiedlich (je nach Region, Amt, Person). Die Beratung von Pflegeeltern ist eine anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabenstellung. Erforderlich sind: gute Ausstattung mit qualifiziertem Personal, erheblicher finanzieller Mehraufwand.

Wir haben in der Praxis wahrgenommen, dass Pflegeeltern manchmal (nicht immer) nicht ausreichend Qualifiziert sind. Es bedarf einer genaueren Prüfung, vor der Einstufung als Pflegeeltern und es bedarf eine sozialpädagogische Begleitung während der Pflegeelternschaft. Hier werden Menschenleben anvertraut. Das bedarf einer intensiveren Prüfung und Begleitung als bisher.

Ich bin Pflegemutter und Fachberaterin im Pflegekinderdienst - ich halte eine beständige Reflektionsmöglichkeit für Pflegeeltern für unabdingbar. Beratung und Fortbildung sollten regelmäßig stattfinden. Zusätzlich noch Unterstützungsleistungen, die die Pflegeeltern konkret entlasten, z.B. die Möglichkeit von Wochenend - oder Ferienfreizeiten. Bei behinderten Pflegekindern ist eine regelhafte Unterstützung wöchentlich notwendig, um die Pflegeeltern nicht 7 Tage 24 Stunden mit dem Pflegekind alleine zu lassen.

Hier besteht ein extrem hoher Beratungs- und Unterstützungsbedarf, da die Aufgaben mit ganz erheblichen Belastungsfaktoren verbunden sind, die aufgezeigt und thematisiert werden müssen, um Pflegeeltern auch zu entlasten. Gerade für Pflegekinder mit Behinderungen ist ein umfangreiches Wissen über gegebene und auch umsetzbare Unterstützungsmöglichkeiten für die Pflegeeltern vonnöten, auch hinsichtlich einer möglichen Perspektivklärung.

Viele Pflegeeltern von behinderten Kindern sind im Laufe der Jahre zu Spezialisten für ihre Kinder geworden und auch in Selbsthilfegruppen gut vernetzt.
Auch "Berater" wissen am Anfang nicht sehr viel über das individuelle Kind.
Woran es oft mangelt ist unkomplizierte Unterstützung durch Behörden, Krankenkassen, Institutionen...
Ganz wichtig sind Entlastungleistungen, damit Pflegegeltern Pausen erhalten.
Eine Begleitung durch einen Fachdienst sollte nicht nur "beraten" sondern auch aktiv dabei helfen, die Rechte der Pflegeeltern und -kinder durchzusetzen.
Die Bedarfe von Kindern mit Behinderungen sind sehr individuell, so dass auch eine Offenheit und Bereitschaft für das "stricken" besonderer Settings gegenüber Pauschalleistungen da sein muss.
Eine gute finanzielle Ausstattung der Pflegefamilie ist wichtig, da viele Aktivitäten nicht einfach zu bewältigen und mit einer höheren finanziellen Belastung verbunden sind (z.B. Auto für Rollstuhl, barrierefreier Urlaub, Hilfsmittel...).

Ich möchte noch anfügen, dass es einen hohen Bedarf an Unterstützung beim Übergang in das Erwachsenwerden von Kindern mit Behinderungen gibt, da sich dann Zuständigkeiten ändern. Viele Kinder sind mit 18 noch nicht "reif" für einen Auszug aus der Pflegefamilie, vielleicht erst mit 25. Gerade in dieser sensiblen Phase brauchen sie dringend ihre Bezugspersonen, um einen Platz im Leben zu finden.
Unbedingt sollte es ohne finanzielle und andere Einschränkungen möglich sein, dass behinderte Pflegekinder bis zum 27. Lebensjahr als Pflegekinder in ihrer Familie bleiben können.
Unkomplizierte Beratung und Unterstützung ist hier dringend erforderlich, da die ungeklärte Zukunft eine Belastung für die Familien darstellt.

Die bke schließt sich der vielfach geäußerten Einschätzung an, dass der Beratungs- und Unterstützungsbedarf von Pflegeeltern hoch sein kann und frühzeitig verfügbar sein sollte. Notwendig sind unterschiedliche Angebote bei verschiedenen Institutionen, z.B. Beratungsstellen, niedergelassene Therapeut/innen usw., um dem Umstand gerecht zu werden, dass die Bedarfe bei den Pflegefamilien unterschiedlich sind und die Wahlmöglichkeit in welchem Kontext welche Unterstützung genutzt wird, gegeben sein sollte. Dazu braucht es ein differenziertes Angebot, das ausreichend bekannt ist.

Pflegeelter stehen, wenn nötig, 24/7 ihren Pflegekindern zur Verfügung. Sie nehmen sie natürlich mit in den Urlaub und Weihnachten sind sie Teil der Familie. Das macht Pflegefamilien für Pflegekinder ja so wertvoll. Aber Pflegeelter können selten abspannen und haben auch nie Urlaub von ihrer Verantwortung und Zuständigkeit. Beratung, Austausch und Superrevision sind schon für Sozialpädagogen die „nur“ 40 Stunden die Woche mit den Kindern zusammen sind schon sehr wichtig, aber für Pflegeltern die sehr viel mehr isolierter (vom Austausch) mit den Kindern leben umso wichtiger. Sie erleben tagtäglich das Trauma der Kinder mit und müssen ihnen beiseite stehen.
Aber auch die eigenen Geschwisterkinder brauchen Unterstützung und Hilfe, auch ihr Leben verändert sich nachhaltig und pädagogisch Flankierung oder auch mal ein Vorteil (Kinogutschein, Pluspunkte bei Studiums Wartelisten….) währen was tolles. Denn auch sie leisten großartiges.

Aber Pflegeeltern sollten auch bei Formalkram entlastet werden. Anträge die nicht bearbeitet werden, um vieles für die Pflegekinder müssen sie sich nicht nur kümmern, sondern auch kämpfen. Sie müssen rausbekommen was möglich ist, wer es macht, wohin man sich wenden kann, wie es geht, worauf sie ein Anrecht haben und dann noch mit viel Kraft drum kämpfen. Alles kann man Pflegeeltern natürlich nicht abnehmen, aber überlastete Jugendämter sollten auch nicht alle Anträge aussitzen oder der Einfachheit halber nicht bearbeiten oder ablehnen und darauf hoffen das Pflegeeltern nicht auch noch den nerv für ein Gerichtsverfahren haben um die rechte ihres Pflegekindes durchzusetzen.

Pflegeeltern sollten kostenlose Anwaltliche Unterstützung bekommen. Auch gegen das Jugendamt und den Pflegekinderdienst.

Unterstützungsleistungen, man sollte überlegen ob Pflegeeltern die aufgrund ihrer Pflegekinder nicht mehr oder weniger Arbeiten wenigstens mit Rentenpunkten unterstützt werden. Sie entbehren so viel und geben so viel für die Kinder und am Ende droht ihnen Teilweise Altersarmut. Also mehr Rentenpunkte für Pflegeeltern.

Mehrfach sind wir in den letzten Jahren auf die Überzeugung in Jugendämtern getroffen, dass zusätzliche Hilfe für Pflegeeltern nicht möglich ist, da ja bereits (durch die Pflegeeltern) eine Hilfe installiert ist. Diese Einstellung ist falsch und kontraproduktiv. Gerade durch die teils enormen Belastungen der Pflegefamilie - durch potentielle Traumatisierung der untergebrachten Kinder - kann zusätzliche Hilfe notwendig sein, um die Hilfe gelingen zu lassen.
Aber - und dort sehen wir den größten Bedarf - vor allem fehlt Pflegeeltern Wissen. Was ist Trauma, wie verhalten sich traumatisierte Kinder, wie kann man diese Kinder unterstützen. Die aktuelle Idee - Wissen in das Konzept Pflegeeltern zu bekommen scheint zu sein: a) Ausbildung im Vorhinein (dieses Wissen geht verloren.) b) Qualifizierung der Berater (Berater sind maximal ca. 1 Stunde pro Monat in der Familie). Um wirklich kontinuierliche gute pädagogische Arbeit zu leisten, brauchen Pflegeeltern hier mehr Qualifizierung.
Was zusätzlich fehlt, ist eine neutrale Stelle, an die sich Pflegeeltern wenden können. Jede Person, die im Konzept tätig ist, hat immer auch einen Kontrollauftrag. Das Problem, dass häufig gerade bei gescheiterten Systemen zu beobachten ist, ist ein ständiges Vorspielen einer heilen Welt, weil immer die Angst im Nacken ist, die Realität könnte schwerwiegende Folgen haben. Alle Beteiligten im Prozess haben die Möglichkeit einer Supervision. Pflegeeltern wird diese verwehrt, obwohl sie teilweise das am stärksten belastete Teil im Prozess sind.

Akademie und Beratungszentrum für Pflege-und Adoptivfamilien: Es besteht ein sehr hoher Bedarf. In unserer täglichen Beratungspraxis erleben wir, dass dieser Bedarf nicht annähernd gedeckt wird. Dies hat auch mit den unterschiedlichen Strukturen, den Konzeptionen sowie den fallverantwortlichen Sozialarbeitern und ihren Ressourcen im jeweiligen Jugendamt zu tun. Selbst in dieser Hinsicht gut versorgte Pflegeeltern wenden sich mit der Bitte um Beratung und Unterstützung an uns.
Eine weitere wichtige Unterstützungsleistung, die Pflegeeltern brauchen, ist ein vielfältiges, qualitativ hochwertiges und an ihren Bedürfnissen ausgerichtetes Bildungsangebot. Damit Pflegeeltern ihr Wunsch- und Wahlrecht verwirklichen können, ist es darüber hinaus wichtig, dass es verschiedene Orte der Beratung und Unterstützung gibt und dass die Jugendämter, wie vorgeschrieben, Pflegefamilien auch darauf hinweisen. Für die tatsächliche Realisierung dieses gesetzlichen Anspruchs bedarf es der engagierteren finanziellen Förderung von freien Trägern der Jugendhilfe, die dieses Recht der Pflegeeltern bereits umsetzen, bislang jedoch zumeist in hohem Umfang ehrenamtlich.